Tausende Kinderaugen strahlen
Der Weihnachtsmann hat uns eines seiner seltenen Interviews gegeben – bald ist er wieder auf dem Lamberti-Markt in Oldenburg

Wenn der Duft von gebrannten Mandeln über den Oldenburger Schlossplatz zieht und die ersten Schneeflocken auf den Lichterketten tanzen, dann ist er wieder da: der Weihnachtsmann des Lamberti-Marktes. Seit vielen Jahren sorgt er dort für strahlende Gesichter, flüsternde Kinderwünsche und Momente, die selbst Erwachsene nicht so schnell vergessen. Und ja, ich kann nun sagen, ich habe ein Interview mit dem Weihnachtsmann geführt. In diesem besonderen Gespräch gewährt der Mann mit dem weißen Bart einen Blick in sein goldenes Wünschebuch, in dem er alle Wünsche notiert – und erzählt, warum seine Aufgabe weit mehr ist als nur ein Job. Weit über 1100 Kinder haben ihn im vergangenen Jahr in Oldenburg besucht.
Hallo lieber Weihnachtsmann, wie fühlt es sich an, auf dem Lamberti-Markt als Weihnachtsmann zu arbeiten?
Auf dem Lamberti-Markt als Weihnachtsmann zu wirken, ist Balsam für die Seele.
Man kann es kaum Arbeit nennen – es ist vielmehr eine Herzensangelegenheit, eine Berufung und zugleich ein großer Vertrauensbeweis in meine Person.
Welche Begegnungen mit Kindern bleiben Ihnen besonders in Erinnerung?
Besonders in Erinnerung bleiben die Kinder, die zu mir sagen: „Für mich selbst wünsche ich mir nichts, aber ...“ Wenn der Satz kommt, sind die Wünsche meistens sehr emotional und nicht selten fließen auch Tränen. Diese Kinder bleiben mir dann auch tatsächlich sehr lange im Gedächtnis.
Gibt es typische Fragen oder Wünsche, die Kinder Ihnen jedes Jahr stellen?
Bist du der echte Weihnachtsmann?
Wie viele Elfen und Wichtel arbeiten am Nordpol?
Wo steht denn dein Schlitten?
Haben Sie auch schon mal sehr ungewöhnliche oder witzige Wünsche gehört?
Der ungewöhnlichste Wunsch war ein Reisigbesen.
Wie bereiten Sie sich auf Ihre Rolle als Weihnachtsmann vor?
Die Vorbereitung auf die Arbeit ist recht einfach: Kostüm waschen, Bart reinigen und kämmen, neue Miene in den goldenen Schreiber machen, den Sack mit süßen Sachen füllen und dann mit freudiger Erwartung auf den 6.12. warten. Denn da kommt der Weihnachtsmann zum ersten Mal auf den Lamberti-Markt.
Wie reagieren Erwachsene auf Sie – eher mit Humor, mit Nostalgie oder mit Ernst?
Erwachsene reagieren ganz unterschiedlich: Eltern mit kleinen Kindern freuen sich vor allem über das Strahlen in den Augen ihrer Kleinen. Doch manchmal kommen auch Erwachsene allein, setzen sich zu mir und erzählen von ihren eigenen Wünschen – auch diese finden selbstverständlich ihren Platz im großen Buch des Weihnachtsmanns.
Wie lange dauert ein Arbeitstag als Weihnachtsmann auf dem Markt?
Wie lange ein Tag als Weihnachtsmann dauert, ist immer von der Menge an Kindern abhängig, die zu mir kommen. Alle kommen dran, keiner geht mit leeren Händen nach Hause. Es dauert so lange, wie es eben dauert. Jedes Kind bekommt die gleiche Aufmerksamkeit.
Ist der Anzug manchmal eine Herausforderung – gerade bei Wind, Regen oder Schnee?
Der Mantel ist im Grunde keine Herausforderung, es ist eher der Bart, der gut gepflegt werden muss. Der Bart muss einiges aushalten, damit im Zweifel auch mal dran gezogen werden kann. Das Kostüm ist aus gutem Stoff, und ich kann darunter sehr dicke und warme Sachen anziehen – frieren muss ich nicht, und die Bühne ist überdacht.
Was macht Ihnen am meisten Freude bei diesem Job?
Am meisten Freude an dieser Berufung (denn es ist kein Job) ist das Leuchten in den Augen der Kinder zu sehen, wenn sie zu mir kommen.
Was macht für Sie die Magie des Weihnachtsmannes aus?
Die Magie beginnt, wenn man sich in den Weihnachtsmann verwandelt und dann zur Bühne geht. Dann stehen schon viele Kinder da und warten. Wenn sie dann noch die Glocke hören und ich mich auf den großen roten Sessel setze, kann man das Leuchten und die Anspannung förmlich spüren.
Was würden Sie sich eigentlich selbst vom Christkind wünschen?
Ich selbst würde mir wünschen, dass ich diese Tätigkeit noch sehr viele Jahre ausüben kann.
Was ist für Sie persönlich Weihnachten?
Für mich ist Weihnachten das Fest, an dem Familie und Freunde zusammenkommen.
Eine lange Tafel im Wohnzimmer mit Kerzen und einem funkelnden Baum, der im Lichterglanz erstrahlt. Alle sitzen an der Tafel und haben eine gute Zeit. Ab und zu gibt es auch Weihnachtswunder – man muss nur daran glauben, dann können sie geschehen.
Es ist die schönste Zeit im Jahr.
Liebe Grüße,
Der Weihnachtsmann
Von Andreas Unterberg
